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„Wir sind bürgernäher als andere“

 

Husumer Nachrichten - Dienstag, 16.08.2016

Im Interview spricht WGH-Fraktionsvorsitzender Reimer Tonder darüber, was derzeit für seine Fraktion wichtig ist und was ihn an der Politik ärgert

 

Sommerpausen Plauderei HN160816Sommerpausen-Plauderei: In einer kleinen Interview-Serie unterhalten sich die Husumer Nachrichten mit den Fraktionschefs der städtischen Parteien. Los geht’s mit Reimer Tonder (67), der 1989 die Wählergemeinschaft Husum mitbegründete.

Die Wählergemeinschaft Husum ist 1989 als eine Art Protestpartei entstanden, aufgrund der Unzufriedenheit mit der damaligen Kommunalpolitik. Sie selbst bezeichnen sich als Bürgerpartei. Wie nah, würden Sie sagen, ist die WGH von heute noch am Bürger dran?

Wir bemühen uns immer, den Bürger mitzunehmen. Man muss aber sagen: Wir sind inzwischen auch etabliert. Ich kann nicht genau sagen, wie weit wir von CDU und SPD weg sind. Denn uns allen ist ja gemein, dass wir in der Stadt etwas bewegen wollen. Und die Parteipolitik steht auch bei den beiden großen Parteien nicht im Vordergrund, es gibt da keine Linientreue.

Übrigens: Als Protestpartei hat sich die WGH nie gesehen, auch wenn die beiden Gründungsmitglieder seinerzeit aus Protest aus der SPD ausgetreten sind. Unser Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir nur in Husum antreten. Wir haben keine übergeordnete Organisation . . .

. . . und sehen Sie das als Vorteil oder Nachteil an?

 

Das ist ein Vorteil. Wir wollen uns ganz bewusst auf diese örtliche Ebene beschränken. Und insofern nehmen wir in Anspruch, bürgernäher zu sein als andere.

Fast alle Parteien, fast alle Wählergemeinschaften, klagen über Nachwuchsprobleme. Wie ist das bei Ihnen?

Wir dachten, wir hätten auch welche. Es gibt aber immer wieder einzelne Bürger, die den Weg zu uns suchen. Darüber freuen wir uns sehr. Das sind auch Leute, die bei uns in der Fraktion mitarbeiten. Nur am Rande bemerkt: Das ist für mich der Grund, warum ich weiter politisch aktiv bin. Weil wir eine so gute Zusammenarbeit untereinander haben. Das ist für mich ganz wichtig, dass ich Leute um mich herum habe, auf die ich mich verlassen kann. Dass ich mich nicht nur über Ausschussarbeit ärgere und dann nach Hause gehe.

Wann haben Sie sich denn zum letzten Mal über Ausschussarbeit geärgert?

Das passiert eigentlich laufend. Besonders ärgerlich fand ich es jüngst im Zusammenhang mit der Arbeitsgruppe Dockkoog. Als die beiden großen Fraktionen es für sich in Anspruch genommen haben, das Ergebnis schon einmal vorweg zu nehmen und zu sagen, dass die Varianten drei und vier gar nicht weiter behandelt werden sollen. Die Wählergemeinschaft ist sicher nicht dafür, dort den Deich einzureißen – aber da haben sich Menschen Gedanken und Arbeit gemacht. Und alle Varianten sind realisierbar. Das ist durchdacht bis hin zum Versicherungsschutz für das Hotel auf der Warft.

Sie sagten, dass Sie das Miteinander in der Wählergemeinschaft motiviert. Trotzdem: In ihrem Ehrenamt verbringen Sie viel Zeit bei langwierigen Sitzungen, haben Ärger am Hals . . . Was lässt Sie noch durchhalten?

Ich bin ein geduldiger Mensch und kann es auch aushalten, wenn mal etwas länger dauert. Solange das Ergebnis am Ende stimmt. Wobei – dabei fällt mir noch eine Sache ein, die mich ärgert: Das Baugebiet Hockensbüll. Das dauert auch mir zu lange. Da möchte man schon mal ein Ergebnis sehen.

Eine Frage eines eher ungeduldigen Menschen: Was ist Ihre Erklärung dafür, dass es auch von Seiten der Politik manchmal so lange dauert, bis Entscheidungen getroffen werden?

Da gebe ich Ihnen die Standardantwort: Es wird viel verdiskutiert oder noch einmal an den Fachausschuss verwiesen. Letztlich denke ich aber, dass es auch einen guten Grund hat, wenn man etwas zurückverweist und noch einmal zur Sache zurückkommen will.

Nun nähert sich ja langsam auch die Bürgermeisterwahl im kommenden Jahr . . .

Wir begrüßen es sehr, dass Bürgermeister Uwe Schmitz jetzt schon seinen Hut in den Ring geworfen hat. Wir werden ihn wahrscheinlich auch im Wahlkampf unterstützen – das sage ich jetzt mal so, ohne dass die Fraktion schon einen Beschluss gefasst hat. Ich habe das Gefühl, dass man mit ihm offen und ehrlich reden kann. Immer. Insofern wird nicht nur die CDU . . .

Es hat uns ja sehr gewundert, dass sie sich jetzt schon dazu geäußert hat, denn bei der letzten Wahl sah es bei der CDU ja noch anders aus . . .

Ärgert es Sie, dass Ihnen die CDU ein bisschen die Butter vom Brot genommen hat, indem sie sich als erste Partei zu Uwe Schmitz bekannt hat?

Nein, nein, überhaupt nicht. Es wurde ja im Zusammenhang damit noch einmal an das Verhalten der CDU bei der letzten Wahl erinnert. Das war kein Vorteil für die CDU, denke ich.

Was sind für Sie die wichtigsten Projekte, die in Husum nach der Sommerpause auf der politischen Agenda stehen sollten?

Wichtig ist auf jeden Fall das Thema bezahlbarer Wohnraum – in Bezug auf den Mietwohnungsbau. Und natürlich steht das Thema Finanzen immer im Vordergrund. Husum muss seinen Haushalt konsolidieren. Das engt uns in unserem Gestaltungsspielraum natürlich auch ein. Dann das Thema Einkaufen: Da sind die Weichen mit dem Husum Shopping-Center ja gut gestellt. Nun müssen wir gucken, dass wir genügend Gewerbeflächen vorhalten. Im Industriegebiet gibt es zwar noch freie Flächen, aber der Kämmerer hat schon darauf hingewiesen, dass es an der Zeit ist, sich Gedanken zu machen, wo es noch weitere Flächen geben kann.

Interview:

Friederike Reußner

 

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