Standort-Werbung an der Rathauswand
Eigentlich wollte sich Husums Verwaltungs-Chef in dieser Frage nicht am Säbelrasseln beteiligen – und lieber Fakten sprechen lassen. „Aber das gehört wohl zum Handwerk“, hat Uwe Schmitz mittlerweile einsehen müssen. Sprach’s und brach mal eben mit dem Tabu, an die Außenwand des Rathauses eine populistische Botschaft zu heften. So prangt neuerdings ein zwei mal zwei Meter großes Transparent neben dem Fenster seines Arbeitszimmers mit Hafenblick. „Finanzamt Husum DAT BLIFFT“ steht dort dreizeilig in großen schwarzen Lettern auf weißem Grund.
Den Hintergrund dieser Charme-Offensive erläuterten der Bürgermeister und sein Kämmerer Peter Seidel gestern in einem Pressegespräch. „Grundsätzlich ist es misslich, mit einer Nachbargemeinde im Wettbewerb zu stehen“, sagte Schmitz unter Hinweis auf Leck und die entsprechende Verabredung mit dem dortigen Amtskollegen Rüdiger Skule Langbehn: „Wir machen für unseren Standort Werbung – und nicht gegen den anderen!“ Die Gemeinde in Südtondern ist bereits heute Hauptsitz des Finanzamts Nordfriesland mit seinen 270 Mitarbeitern, während die Nebenstelle in der Kreisstadt angesiedelt ist. Im Zuge der von Schleswig-Holsteins Finanzministerin Monika Heinold angestrengten Neuordnung der Steuerverwaltung wollen neben Leck und Husum auch Bredstedt und Niebüll künftiger Hauptsitz im Kreis werden – letztgenannte Stadt allerdings nur für den Fall, dass es auf einen komplett neuen Standort hinausläuft.
Angesichts einer Kundgebung Ende April in Leck und Fragen, die aus der Bevölkerung immer wieder an die Stadtverwaltung und Politiker gerichtet werden (Tenor: „Wollt Ihr das Finanzamt gar nicht in Husum haben?“), wird jetzt auch optisch ein Zeichen gesetzt. „Wir arbeiten mit Hochdruck an unserer Bewerbung, das machen wir aber weniger mit Demos“, versicherten Schmitz und Seidel im Zimmer des Bürgermeisters. Das Signal aus Kiel, eine „Entscheidung im Sinne einer effizienten und nachhaltigen Finanz- und Steuerverwaltung“ zu treffen, spreche für Husum. Die Pluspunkte seien Zentralität, Infrastruktur, Bildungs- und Freizeiteinrichtungen sowie Einkaufsmöglichkeiten – „alles kein Geheimnis“, so Schmitz.
Bis Ende des Jahres entwickelt eine Arbeitsgruppe mit Vertretern des Finanzministeriums, des Kreises und des Finanzamts unter Moderation von Dieter Harrsen einen Vorschlag für eine dauerhafte Standort-Lösung. Eine anspruchsvolle Aufgabe, um die der Bürgermeister den Landrat nicht beneidet: „Er ist für ganz Nordfriesland verantwortlich und wird es nicht jedem recht machen können.“