Husumer Nachrichten v. 27.12.2019
Leserbrief
Zu „Badesee schlägt hohe Wellen“ (Ausgabe vom 14./15. Dezember)
Als ob die Nordsee Zeitung gelesen hätte: Passend zu dem oben erwähnten Artikel führte sie uns allen unübersehbar vor Augen, wie weit beim geplanten Badesee vor dem Deich Traum und Wirklichkeit auseinander klaffen.
Und das nicht nur zur Winterzeit, nein, auch im Sommer – und das immer häufiger. Als ehemaliger Kaufmännischer Leiter der Stadtwerke und der Freizeitbetriebe Husum, die damals für den Betrieb des Meerwasserfreischwimmbades am Dockkoog zuständig waren, weiß ich aus eigener Anschauung, wie personal- und kostenintensiv der Betrieb unter den dort draußen herrschenden Witterungsbedingungen und den zunehmenden Überflutungen war.
Und die behördlichen Auflagen waren ja nun auch nicht ohne! Selbst wenn der Betrieb des angedachten Badesees nicht den technischen (Maschinen-)Aufwand verursachen wird wie ein Meerwasserschwimmbad, so sind doch freier Zu- und Ablauf für einen regelmäßigen Wasseraustausch, die täglichen Wasserqualitäts-Analysen personell und materiell zu gewährleisten. Das kostet. Und wie sieht es mit den Haftungsfragen für den „Betreiber“ aus?
Ich wage es nicht, an den ersten ernsten Badeunfall zu denken. Und über allem schwebt die Gewissheit: Die nächste Sturmflut kommt bestimmt und damit die Überschwemmung des Vorlandes mitsamt Badesee. Und wie es dann da drin aussieht, weiß jeder, der sich noch an das Meerwasserschwimmbad erinnert!
Alles das dürfte auch heute noch in der Stadtpolitik präsent sein, zumal einige Politiker/innen aus der damaligen Zeit auch heute noch aktiv sind. Und trotzdem – gegen alle Vernunft sehen viele unserer Stadtvertreter/innen großzügig über alle Folgekosten hinweg, die mit dem laufenden Betrieb, den Überflutungen und den unsicheren Haftungsfragen verbunden sein werden.
Als Steuerzahler bin ich zutiefst zornig über diese Arroganz, mit der die mehr als knappen Finanzmittel der Stadt für solche „Schildbürgerstreiche“ verschleudert werden. Es verschlägt mir die Sprache wenn ich lese, die Grünen preisen das Projekt als „Highlight“ an und sagen „Wir sollten uns trauen, auch mal was zu machen . . .“
Ja, wir sollten auch mal dicke Bretter bohren, aber wenn die dann zu dicht vor den Augen daher getragen werden, kann es zu leicht passieren, dass der Bohrer an der falschen Stelle angesetzt wird: Und das geht dann ins Auge.
Ferdinand Baum, Husum